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Arzt-Depesche 3-4/2023

Sind Spenden von Hirntumor-Kranken sicher?

In Großbritannien können Verstorbene mit einem primären Hirntumor ihre Organe spenden, da diese Malignome nur selten systemisch metastasieren. Die Angst vor einer Transmission von Tumorzellen ist tatsächlich unbegründet und die Organergebnisse sind gut, berichten britische Forschende.

Es existieren unterschiedliche Ansichten, ob Patienten mit Hirntumoren potenziell Organspender sein können. Britische Forschende analysierten die Daten von 778 Spenderorganen, die 282 Menschen mit einem primären Hirntumor zur Verfügung gestellt hatten. 262 Transplantate stammten von Personen mit einem High-Grade-Hirntumor und in 490 Fällen war ein neurochirurgischer Eingriff oder eine Radiatio vorausgegangen. Innerhalb von median sechs Jahren entwickelten 79 Transplantatempfänger 83 Krebserkrankungen. In keinem Fall ähnelte der Tumor dabei histologisch dem Hirntumor des Donors. Bezüglich des Transplantatüberlebens unterschieden sich die Organe der Hirntumor-Kranken nicht von den Organen gesunder Spender. Nieren, Leber und Lunge von Verstorbenen mit einem High-Grade-Hirntumor wurden allerdings signifikant seltener transplantiert als dieselben Organe von Spendern ohne Hirntumor. Für Herztransplantationen traf dies jedoch nicht zu. Angesichts des gegenwärtigen Mangels an Spenderorganen sind die Studienergebnisse ermutigend, meinen die Forschenden: Die Organe von Hirntumor-Kranken haben eine gute Qualität und bergen offenbar kein erhöhtes Risiko für eine Tumortransmission. LO

Quelle: Greenhall GHB et al.: Organ Transplants From Deceased Donors With Primary Brain Tumors and Risk of Cancer Transmission. JAMA Surg 2023; 158(5): 504-513; doi: 10.1001/ jamasurg.2022.8419
ICD-Codes: C71.0

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