Unter dem Mikroskop visualisierte Antikörper

Immunonkologie

Arzt-Depesche 1/2022

Studiendesign muss überdacht werden

In einem Übersichtsartikel wurden fünf Bereiche im Entwicklungsprozess immunonkologischer (IO)Therapeutika näher beleuchtet, die neu definiert zu mehr Effizienz in der Entwicklung und zu einer schnelleren Zulassung derartiger Therapeutika führen könnten. 
Der aktuelle Entwicklungsprozess immunonkologischer (IO) Therapeutika weist Stärken aber auch Schwächen auf, die einerseits mit Herausforderungen andererseits aber auch mit Möglichkeiten zur Verbesserung verbunden sind. So basieren die meisten IO-Studien immer noch auf Responskriterien, denen alleinig eine Imagebeurteilung zugrunde liegt, ohne Biomarker zur Beurteilung der immunologischen Antwort mit einzubeziehen. Die Surrogat-Endpunkte zur Einschätzung der Wirkeffizienz werden meistens noch von denen für die klassischen zytotoxisch-wirkenden Krebsmedikamenten abgeleitet ohne spezielle Validierung für IO-Studien. Viele der aktuellen IO Studien wenden noch keine speziellen Biomarker zur Selektion des Patientenkollektivs an oder nutzen veraltete Biomarker hierfür. Auch in Hinblick auf die Toxizität werden unangepasste Toxizitätskriterien und Endpunkte genutzt. Ein weiteres Phänomen ist, dass aktuell bei der Entwicklung neuer IO-Therapeutika noch nicht optimal genug zusammengearbeitet wird, so dass an vielen Stellen an gleichen Signalmolekülen gearbeitet wird, während andere interessante Angriffspunkte stark unterrepräsentiert bleiben. Gleichzeitig werden IO-Therapeutika noch zu oft bei immer wieder den gleichen Erkrankungen eingesetzt, obwohl diese auch bei weiteren Krankheitsentitäten wirksam sein könnten.   
 
Die fünf Punkte Strategie
Um diese Unzulänglichkeiten aus dem Weg zu räumen, schlagen die Autoren eine fünf Punkte-Strategie vor: 
1.- die Integration von RECIST (Response Evaluation Criteria In Solid Tumors) und iRECIST (immunologische RECIST) bei der Auswertung von Bildgebeverfahren in Kombination mit Biomarkern, die eine Aussage über die immunologischen Reaktionen erlauben;
2.– Anwendung von auf Biomarkern basierenden Surrogatparametern, die auch die Antwortdauer auf die Therapie mit berücksichtigen,  sowie den Einsatz von Langzeit-Studienendpunkten; 
3.– eine auf Biomarkern basierende Selektion des einzuschließenden Patientenkollektivs unter Verwendung modernster molekularbiologischer Verfahren und multipler Gensequenzierung;
4.– Implementierung eines Langzeitmonitorings der Toxizität und einer aktualisierten Bestimmung der Dosierungen auf Grundlage der minimalen biologisch-effektiven Dosis;
5.– systematische Einführung erneuerter Studienprotokolle wie von Masterprotokollen, die eine Beurteilung mehrerer Medikamente und Erkrankungen ermöglichen. 
Der Fortschritt in der molekularen Sequenziertechnologie und die immer weiter fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz können bei der Verwirklichung dieser Ziele stark helfen. GH
Quelle: Bergamino Sirvén M et al.: Lights and Shadows in Immuno-Oncology Drug Development. 
Cancers (Basel). 2021 Feb 9;13(4):691
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