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Arzt-Depesche 5/2022

Unterschiede bei Transplantationshäufigkeit zwischen Frauen und Männern

Studien belegen geschlechterspezifische Unterschiede beim Zugang zu Transplantationen. Ob diese dauerhaften Diskrepanzen das Resultat einer zwangsläufig zufälligen legitimen Vorgehensweise sind, wurde nunmehr versucht mittels Erhebung von Daten aus Mitgliedsstaaten des Europäischen Ausschusses für Organtransplantation (CD-P-TO) näher auf den Grund zu gehen.
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Geschlechterverteilung unter den Organspendern und -empfängern genauer zu bestimmen. Genutzt wurden dafür noch vor der Corona-Pandemie gesammelte Daten aus dem Jahr 2019. Insgesamt 69 Länder stellten Informationen zur Verfügung. Diese umfassten Daten von 38.980 verstorbenen Organspendern (davon 63,3 % männlich) und von 32.996 lebenden Organspendern (davon 59,5 % weiblich). Auch wenn man die Gruppe der verstorbenen Spender in diejenigen nach Hirntod (DBD) und nach Herz-Kreislauf- Versagen (DCDD) unterteilte, überwogen mit 60,7 % bzw. 71,9 % männliche Spender. Von einem verstorbenen Spender konnten im Mittel 2,67 Organe transplantiert werden. Bei den Lebendorganspenden von Niere (LKD) oder Leber (LLD) waren mit 61,1 % bzw. 51,2 % mehr Organspenden von Frauen zu verzeichnen. Aus den Daten war zudem ersichtlich, dass Männern mit in 65 % der Fälle mehr Organe transplantiert wurden als Frauen. So wurden Männern 65 % der verfügbaren Nieren, 67 % der Lebern, 71 % der Herzen, 60 % der Lungen und 58 % der Bauchspeicheldrüsen transplantiert. Aus diesen Daten lässt sich nicht ersehen, ob und inwieweit diese Diskrepanzen genderbedingt auf den sozialen Status der Frauen zurückzuführen sind. Fakt ist aber auch, dass bei Männern häufiger Erkrankungen auftreten, die einer Transplantation bedürfen. Bei Frauen kann zudem die durch eine Schwangerschaft bedingte erhöhte Sensibilisierung des Immunsystems, aber auch der Größenunterschied von Organen einer Transplantation im Weg stehen. Trotzdem ist diese Datenerhebung schon einmal ein Anfang, die wahren Hintergründe der geschlechter-, aber auch der genderspezifischen Unterschiede beim Zugang zu Transplantationen näher zu beleuchten. GH
Quelle: Cozzi E et al.: An Analysis by the European Committee on Organ Transplantation of the Council of Europe Outlining the International Landscape of Donors and Recipients Sex in Solid Organ Transplantation. Transpl Int 2022; Epub Jul 19; 10.3389/ti.2022.10322

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