Die Wirksamkeit einer Impfung setzt sich aus einer Antikörper(Ak)-Bildung gegen freie Viren und einem Angriff zytotoxischer T-Zellen (CTL) gegen infizierte Zellen zusammen, erläuterte Prof. Tobias Bopp, Mainz. Unter verschiedenen hochwirksamen MS-Therapien wie einigen S1P-Modulatoren und einigen B-Zell-depletierenden CD20-Antikörpern werden jedoch nach der Impfung teils stark verringerte Ak-Titer beobachtet, schilderte Prof. Ralf Gold, Bochum, wenngleich die TZell- Antwort meist ausreichend erscheint. Aktuelle Studien zeigen, dass die Immunantwort auf eine COVID-19-Impfung unter der Behandlung mit Cladribin-Tabletten, anders als unter anderen hochwirksamen MS-Therapien, nicht beeinträchtigt ist, schilderte Prof. Tino Schwarz, Würzburg. In der Tat gleicht die Immunantwort unter Cladribin bei allen zugelassenen COVID-Vakzinen jener von unbehandelten MS-Patienten und gesunden Probanden, betonte der Experte. Dies legen Daten aus Israel und jüngst auch aus Italien nahe. So sind anders als unter anderen hochwirksamen MS-Therapien sowohl die B-Zell- und T-Zell-Antwort als auch die Bildung von IgG-Ak unbeeinträchtigt.
Mit der Kombination einer guten humoralen und zellulären Immunreaktion, ergänzte Gold, nimmt Cladribin eine Sonderstellung ein: Es ist „die einzige Therapie bei hochaktiver RMS mit einer nachgewiesen vollständigen Immunantwort auf die COVID-19-Impfung“. Aktuelle Real-World-Daten aus Deutschland zeigen darüber hinaus, dass eine COVID- 19-Impfung unter Cladribin-Tabletten praktisch zu jedem Zeitpunkt und vor allem auch unabhängig von der aktuellen Lymphozytenzahl verabreicht werden kann. Gerade die früh eingesetzte Impulstherapie mit Cladribin-Tabletten bietet etliche Vorteile, so Gold, und sie muss im Gegensatz zu anderen MS-Therapien für eine COVID-19-Impfung nicht verschoben oder unterbrochen werden. JL