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Strategien zur Früherkennung von Brustkrebs weltweit verbesserungswürdig

Anhand publizierter Studien und bevölkerungsbezogener Krebsregisterdaten (PBCR) wurde eine stadienspezifische Verteilung von Brustkrebs weltweit nach Ländern, Altersgruppe, Kalenderzeitraum und sozioökonomischem Status erstellt. Ziel war es, die globale Stadienverteilung von Brustkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose zu ermitteln.   

Die Studie basiert auf den Daten von mehr als 2,4 Millionen Brustkrebspatientinnen aus 81 Ländern. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen den Ländern und Regionen. So hatten in Afrika südlich der Sahara 5,6 % bis 30,6 % der Frauen zum Zeitpunkt der Brustkrebsdiagnose Fernmetastasen, in Nordamerika dagegen nur 0,0 % bis 6,0 %. Aus den 41 Studien, die über TNM-Stadien (Tumor, Knoten, Metastasen) berichteten, ging hervor, dass 40% der Länder das Ziel der Global Breast Cancer Initiative verfehlten, wonach 60% oder mehr der Patientinnen mit Brustkrebs im Stadium I oder II diagnostiziert werden sollten. Keines der elf an der Studie beteiligten afrikanischen Länder südlich der Sahara hat dieses Ziel erreicht. Insgesamt ist der Anteil der Patientinnen, bei denen Fernmetastasen diagnostiziert wurden, in den letzten zwei Jahrzehnten von etwa 3,8 % bis 35,8 % (Anfang der 2000er Jahre) auf 3,2 % bis 11,6 % (ab 2015) zurückgegangen.  Ein auffallend höherer Anteil metastasierter Stadien wurde bei älteren Frauen und bei Frauen mit niedrigerem sozioökonomischen Status (SES) beobachtet. So reichte der Anteil metastasierter Stadien in der jüngsten Altersgruppe von 2,0 % bis 15,7 % verglichen mit 4,1 % bis 33,9 % in der ältesten Altersgruppe und von 1,7% bis 8,3 % in den am wenigsten benachteiligten Gruppen im Vergleich zu 2,8 % bis 11,4 % in den am stärksten benachteiligten Gruppen. Der Anteil der älteren Patientinnen mit metastasierter Erkrankung war in Australien, Finnland, Spanien und Georgien mindestens doppelt so hoch wie der der jüngeren Patientinnen, in Israel und Luxemburg sogar dreimal so hoch. In Frankreich war dieser bei den 75-Jährigen und Älteren sechsmal höher als bei den unter 50-Jährigen. Umgekehrt wurde in Thailand und der Türkei ein höherer Anteil jüngerer Patientinnen mit metastasierter Erkrankung gemeldet als bei älteren Frauen. Die beobachtete Korrelation zwischen dem SES und dem Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose verdeutlicht die Ungleichheiten beim Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennung sowie den Mangel an Information und Bewusstsein in benachteiligten Bevölkerungsgruppen. In dieser Studie wurden große Unterschiede zwischen dem Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose und dem SES in Ländern wie den USA, Finnland, Kanada, Australien, Neuseeland und Norwegen festgestellt, die alle über ein gut eingeführtes Früherkennungsprogramm verfügen. In diesen Ländern war das Metastasierungsstadium bei Patientinnen mit niedrigem SES doppelt so hoch wie bei Patientinnen mit hohem SES, während dieser Unterschied in anderen Ländern geringer war. Strategien zur Verringerung dieser Diskrepanz, die derzeit fehlen, sollten bei der Entwicklung nationaler Screeningprogramme berücksichtigt werden, und Informationskampagnen, die SES-Faktoren berücksichtigen, sollten gefördert werden. 
Die Studiendaten unterstreichen einmal mehr die Notwendigkeit einer Früherkennung von Brustkrebs, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen, in denen die Diagnose häufiger erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt wird und ein unverhältnismäßig hoher Anteil an Patientinnen mit Brustkrebs stirbt. Zur Unterstützung wirksamer Strategien und Pläne zur Krebsbekämpfung sind Verbesserungen bei der Erfassung und Verbreitung von Krebsstadien sowie eine Harmonisierung der Stadieneinteilung erforderlich, um internationale Vergleiche zu ermöglichen.  GFI

Quelle: Benitez Fuentes JD et al.: Global Stage Distribution of Breast Cancer at Diagnosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Oncol. 2024 Jan 1;10(1): 71-8
ICD-Codes: C50
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